
Die Kasachen sind zornig, die amerikanische Rodeo-Fraktion ist am durchdrehen und jetzt drohen die Sinti und Roma in Hamburg mit 500 bis 1000 Leuten vor den Kinos zu boykottieren. Viele Kritiker, die den Film trotz seiner "Geschmacklosigkeiten" so hoch bewertet haben, unterstreichen immer, dass der Film als Satire zu verstehen ist, in dem der prollige Dorfjournalist aus Kasachstan, diese Kunstfigur, mit all seinen vordergründig diskrimminierenden Fragen in einem sokratischen Akt erst die diskrimminierende Wahrheit seiner (im Gegensatz zu ihm) echten Gesprächspartnern entlarvt und deren Rassissmus, Homophobie, Frauenfeindlichkeit und Antisemitismus deutlicht zeigt. Sie vertrauen sich diesem tumben Auslandsreporter an und entblößen so hier wahres Gesicht.
Wer ist hier nun was ? Ist Sacha Baron Cohen nun ein Rassist ? der jüdische Camebridge Student, der seine Abschlußarbeit über Juden in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung geschrieben hat ? Sind es die von ihm bloßgestellten Amis ? Sind die Protestler humorlose Sich Aufreger, die die Pressefreiheit einschränken wollen.
Ich werde mir selber ein Bild machen und nächste Woche ins Kino gehen.
Hat jemand den Film schon gesehen und will sich dazu äußern ? Bitte schön !!
Bei der ganzen Diskussion fragt sich doch eins: Was ist Satire ? Was ist als solche zulässig ?
Was ist Satire ?
(von lat. satura (lanx) = die mit verschiedenen Früchten gefüllte Opferschale, allgemein auch durch allerlei Gemenge)
Die Satire bezeichnet eine Kunstform, die sich an einer Norm orientiert und auf indirekt-ästhetische Weise Mißstände, besondere Ereignisse und Personen in der Literatur, im Bild und heute auch in Film und Fernsehen verspottet.
Stets lebt die Satire aus der Diskrepanz zwischen Ideal und Wirklichkeit und kann als die in ästhetischer Form versuchte Gestaltung und Kritk des Normwiedrigen definiert werden.
Sie trifft in allen literarischen Gattungen auf - im Gedicht ebenso in Erzählungen, Roman und Drama - und erscheint je nach Absicht des Verfassers in unterschiedlichen Tonlagen:
Sie kann liebenswürdig, humorvoll, komisch, aber auch ironisch, zornig, und scharfzüngig-bissig sein, entsprechend der Schillerschen Unterscheidung zwischen "lachender und "strafender " Satire.
Peter Mettenleiter / Stefan Knöbl: Blickfeld Deutsch; Verlag Ferdinand Schönongh; S. 61
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