Donnerstag, Mai 17, 2007

Spiderman 3 Review - eine unterhaltsame Enttäuschung

Gleich zu Beginn. Das Spiderman Franchise ist und bleibt gute, kurzweilige Popcornunterhaltung. Und das ist okay, aber auch nur oaky. Die 140 Minuten Laufzeit vergehen wie im Flug und ganz beschwingt gondelt man da mit Spidey durch die Straßenschluchten von New York. Sam Raimi ist es anzurechnen, dass er versucht die Erzählstränge, die er in den letzten beiden Teilen gelegt hat, hier weiterzuspinnen. Schon in der Eröffnungssequenz wird durch Rückblenden das Geschehen a la "was bisher geschah" noch mal wie bei einer Daily Soap zusammengefasst. Hatte Peter Parker im zweiten Teil noch mit der Verantwortung zu kämpfen, die er als Netzschwinger auf seinen Schultern tragen muss, ist er zu Beginn des dritten Teils schon allseits beliebter Ehrenbürger und knuffiger Held für die ganze Familie. Auch zwischen Mary Jane und ihm läuft alles rund und man hört schon die Hochzeitsglocken läuten. Alles könnte so glatt gehen, wenn da nicht...

Ja, wenn da nicht gleich drei Unholde ihr Wesen treiben würden. Der neue Goblin schmollt immer noch wegen seinem Herrn Papa und will sich an Peter rächen, der Sandman kreuzt schicksalshaft seinen Weg und ob das noch nicht reichen würde floppt irgendwo aus dem All eine schwarze Götterspeise heraus und trampt heimlich auf Peter Parkers Moped mit. Spiderman, der zu Beginn auf der Höhe seiner Popularität alles wünschenswerte zu haben scheint, verliert nun nach und nach seine "heile Welt".

Und dieser Prozess hätte wirklich ein düstere Verlustgeschichte werden können, in der sich Peter vom Parasiten aus dem All befleckt mit seiner dunklen Seite auseinandersetzen muss. Ehrlich gesagt habe ich mich auf genau diesen Aspekt des Films am meisten gefreut; ist doch Venom für viele einer der Lieblings-Bösewichte aus dem Marvel Universum.



Aber genau an dieser Stelle merkt man dem Film an, dass er zu viel will. Zuviele Handlunsstränge, zu viele Charaktere, keinen richtigen roten Faden. Spiderman kämpft an so vielen Fronten, aber irgendwie an keiner richtig. Das ganze Script wirkt holprig und es scheint so, als hätten die 140 Minuten nicht ausgereicht, um so viel Erzählwust unter ein Dach zu bringen. Gwen Stacey ist nur Randfigur ohne Persönlichkeit, der Sandman alias Flint Marko wird interessant eingeführt, aber dann als Figur mit Tiefe wieder vernachlässigt, woher kommt plötzlich der ominöse Butler, der dem Goblin Geheimnisse aus seiner Vergangenheit präsentiert.

Desweiteren fand ich die dreich Supervillains nicht Badass genug. Der neue Goblin ist irgendwie ein schmollendes Weichei. Venom fand ich insgesamt zu harmlos und mich hat gestört, dass Topher Grace so oft aus dem Symbionten mit blöden Kommentaren herauspoppt. Das der Verlust des Arbeitsplatzes und der angeknackste Ruf Auslöser sein soll für die Aggressionspotenzierung, die aus Eddie Brock schließlich Venom macht, passt eher zur Abteilung Käseblättchen. Hinter Venoms hasserfüllter Fratze habe ich mir eigentlich immer heftiger gärende, tief im Abgrund schwelende Seelenpein vorgestellt. Sam Raimi, der den Symbionten sowieso von Anfang an nicht dabei haben wollte und sich dem Druck des Studios und der Venom Fangemeinde gebeugt hat, hätte sich lieber ganz und gar dem Sandman widmen sollen. Dieser wird aufwendig und spektakulär ins Spiel gebracht, aber dann sträflichst vernachlässtigt. Insgesamt hat keiner der hier neu vorgestelletn Charaktere nur annähernd so viel Substanz wie Alfred Molina als Doc Ock im zweiten Teil. Dafür räumt der Film keinem seiner Protagonisten genügend Raum ein.

Sicher ist der Versuch löblich Charaktere zu entwerfen, die sich nicht so einfach in ein Gut/Böse Schema pressen lassen. Wenn aber am Ende Spideys Gegenspieler auch nur alle nette Typen sein wollten, die eigentlich Gutes im Schilde führen und bei der Rettung ihres krebskranken Töchterchens wie aus Versehen Leute umbringen, dann kommt beim großen Showdown nur wenig Spannung auf. Der Kitsch hat gesiegt.

Insgesamt wollte der dritte Teil von allem eben ein bisschen zu viel und kriegt dabei die Kurve nicht. Zu den mittlerweile zu Genüge im Internet diskutierten Slapstick Einlagen (Tanzszene / Peter Parker als groovender Asphalt Pimp) will ich nur kurz was sagen. Wer Sam Raimi aus Evil Dead Zeiten kennt, weiß, dass er ein Händchen hat für humorvollen Späße zwischendurch. Und Bruce Campell als Maitre de plaisir ist "gold". Aber Tobey Maguire mit seinem kleinen Adolf Scheitel, seiner Hamburger Schule Friese und seinem neuen "schwarzen Anzug" fand ich nicht lustig, sondern einfach nur affig. Wenn dadurch seine "dunkle Seite" hervorgehoben werden soll, dann hätte ihm eher ein bisschen Fingernageldreck von Bruce Wayne gutgetan. Und was soll wieder das gepose vor der bildausfüllenden Uncle Sam Flagge.

Ich weiß natürlich, dass diese Kritik sich am Ende sehr hart anhört und wahrscheinlich ziemlich negative rüberkommt. Aber Spiderman 3, auf dem man so lange gewartet, muss gegen eine unglaublich hohe Erwartungshaltung ankämpfen. Und verliert und enttäuscht gerade auch gegen den viel richtig machenden 2.Teil. Was nicht heißen soll, das der Film keinen Spass macht.

Die Action ist unglaublich gut. Die Story unterhält. Die Charaktere liegen einem weiterhin am Herzen. Doch als ich das Kino verlassen habe und man mich gefragt hat, wie es mir gefallen hat, dann meinte ich nur "okay". Und ich wusste, das ist für Spiderman 3 zu wenig und deshalb die erste Enttäuschung des Blockbustersommers. Da wäre viel, viel mehr drin gewesen.


Digg!

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